Fostering Caring Masculinities (FOCUS) (2005–2007)

Mitarbeiter: Marc Gärtner, Stefan Beier, Klaus Schwerma

Das Projekt FOCUS zielte auf die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern, indem die Bereitschaft von Männern, Fürsorge- und Pflegeaufgaben (Caring) zu übernehmen, gefördert und langfristig die Vereinbarkeitsbedingungen zwischen Erwerbsarbeit und Privat- und Familienleben von Männern verbessert wurde.

FOCUS trug dazu bei:

  • das Wissen über den Nutzen und Gewinn von fürsorgenden Männlichkeiten (caring masculinities) zu vergrößern,
  • das Bewusstsein über und die Akzeptanz von neuen Männerrollen in Unternehmen und Organisationen zu verbessern,
  • Männer umfassender als Akteure und Zielgruppe in Gleichstellungsprozessen wahrzunehmen und einzubeziehen,
  • Männer zu ermutigen und zu unterstützen, traditionelle Männerrollen zu verändern und zu erweitern.

Hintergrund:

Traditionelle Geschlechterbeziehungen sind stark verbunden mit der geschlechtlichen Aufteilung des Privat- und Erwerbsarbeitsbereich. Frauenbewegung und Frauenforschung haben vor mehr als 30 Jahren begonnen, diese Aufteilung in Frage zu stellen. Eine starke männliche Orientierung auf Ernährerrolle und Erwerbsarbeit bleibt aber ein Haupthindernis in Gleichstellungsprozessen.

Gerade der Erwerbsbereich scheint bisher weitgehend veränderungsresistent gegen Modifikationen hegemonialer Männlichkeitsmodelle zu sein (Connell 1995, Lange 1998). Neuere Studien (z. B. Holter 2003, Puchert et al 2005) weisen darauf hin, dass Unternehmensstrukturen und -kulturen Veränderungen bei Männern und abweichende Männlichkeitskonzepte eher behindern. Aus dieser Perspektive verwundert es nicht, dass Männer bis jetzt kaum als eine Zielgruppe für Gleichstellungspolitik einbezogen werden oder sich dafür engagieren.

Gemäß den Ansprüchen von Gender Mainstreaming, begreifen wir Männer als potentielle Gleichstellungsakteure, mit eigenen Bedarfen, Interessen, Erfahrungen und Motiven.

FOCUS wird sich insbesondere auch mit neuen und flexibleren Arbeitsmethoden befassen, welche fürsorge- und pflegeorientierte Männlichkeiten fördern und die Vorteile betonen, welche die Geschlechtergleichheit für die Arbeitswelt, Gesellschaft, Privat- und Familienleben haben. Aktuelle Forschungsergebnisse über männliche Veränderungsprozesse und -anforderungen in Bezug auf Vereinbarkeitsproblematik, Gesundheit und Lebensqualität werden in praxisorientierte Umsetzungskonzepte und -werkzeuge transferiert.

Die Zielgruppen des Projektes waren EntscheidungsträgerInnen aus den Bereichen Management und Leitung, Aufsichtsrat und Beschäftigte als Veränderungsakteure von Gleichstellungsprozessen innerhalb der Unternehmen und Organisationen. Darüber hinaus gehörten zur Zielgruppe VertreterInnen der Gewerkschaften und Unternehmensverbände, Politik und Medien sowie geschlechtliche GleichstellungsexpertInnen und BeraterInnen.

Die Ziele von FOCUS waren im Einzelnen:

  1. Einen Überblick zu geben über die Möglichkeiten von Männern, Erwerbsarbeit und Privatleben / Familie zu vereinbaren (Work-Life-Balance).
  2. Potentiale für Veränderungsprozesse zu fürsorge- und pflegeorientierten Männlichkeiten (caring-oriented masculinities) zu identifizieren.
  3. Gesellschaftliche Innovation zu fördern, z.B. durch die Ermutigung von Managern, über neue Rollen von Männern nachzudenken und die Vorteile von Gleichstellungsmaßnahmen zu erkennen.
  4. Informationen und Erfahrungen von externen OrganisationsberaterInnen aus dem Gleichstellungsbereich über gelungene Umsetzungsprozesse, Motivationen und Widerstände zu sammeln.
  5. Unternehmensinterne Möglichkeiten zu extrahieren über
    a.      positive und hindernde Faktoren
    b.      relevante Akteure und Akteurinnen und ihre Motivationen
    c.       erfolgreiche Lern- und Änderungsprozesse.
  6. Leitfäden und praktische Werkzeuge für eine verbesserte Wahrnehmung und eine Integration von Männern in gleichstellungsorientierten Veränderungsprozessen zu entwickeln.

Kooperationspartner_innen:

Dokumente:

Deutscher LänderberichtExpert_innenstudie DeutschlandTransnationaler Abschlussbericht

Das Gender-Sternchen (*) dient als Verweis auf den Konstruktionscharakter von "Geschlecht". Wenn das Sternchen hinter einer Personenbezeichnung (z.B. Jungen*) steht verdeutlicht es, dass hier explizit alle Menschen gemeint sind, die sich mit dieser Bezeichnung identifizieren, durch sie definiert werden und/oder sich sichtbar gemacht sehen. Dadurch wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass sich unter der Bezeichnung verschiedene, vielfältige Positionierungen sammeln können. Gleichzeitig dient das Sternchen als Platzhalter um Raum für verschiedene geschlechtliche (und sexuelle) Verortungen zu lassen.