Die Mannosphäre und Männlichkeitsangebote der extremen Rechten

Geschlechteranordnungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten weltweit in allen demokratischen Gesellschaften zunehmend liberalisiert und flexibilisiert. Je weiter dieser Wandel voranschreitet, desto massiver zeigen sich aber auch Abwehrreaktionen. In Deutschland lässt sich milieuübergreifend eine neue Dynamik in der Ablehnung von Auseinandersetzungen um geschlechtsbezogene Ungleichheit, sexuelle Orientierungen, Geschlechteridentitäten und plurale Lebensstile beobachten. Rechte Akteur_innen sehen hier eine Chance, ein neues Mobilisierungspotenzial zu erschließen.

Das Forschungsverbundprojekt „GERDEA -Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen und der zeitgenössischen extremen Rechten. Dynamiken – Effekte – Ambivalenzen“ beforscht im Zeitraum von 2023 bis 2026 die Auseinandersetzungen in einer sich flexibilisierende Geschlechterordnung und dem Agieren der (extremen) Rechten. Mit seinen Ergebnissen wird ein besseres Verständnis extrem rechter Mobilisierungsdynamiken erarbeitet werden. Auf der Grundlage der Ergebnisse wird eine politische wie pädagogische Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus unter dem Vorzeichen geschlechter- und sexualpolitischer Schwerpunktsetzungen gestärkt.

Dissens – Institut für Bildung und Forschung bearbeiten in dem Teilprojekt „Extrem rechte Männlichkeitsangebote und die Mannosphäre“ insbesondere Männlichkeitsangebote innerhalb extrem rechter Geschlechter- und Sexualpolitiken und der Mannosphäre als Hinwendungsmilieu zur extremen Rechten. Der Forschung liegt die These zugrunde, dass Männlichkeitsangebote in besonderer Weise als „Brückendiskurs“ zur Herstellung einer Bedrohungsallianz der extremen Rechten und Teilen der „bürgerlichen Mitte“ dienen. Anhand von extrem rechten Medien wird in einem ersten Schritt herausgearbeitet, wie extrem rechte Akteur*innen Sexual- und Geschlechterpolitiken diskursiv rahmen und welche Männlichkeitsangebote darin formuliert werden. In einem zweiten Forschungsschritt wird die Mannosphäre als antifeministische, misogyne und transfeindliche On- und Offline-Sphäre in den Blick genommen. Zur Mannosphäre zählen wir u.a. Maskulist*innen, „Pick-Up-Artist“ und Incels. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich extrem rechte sexual- und geschlechterpolitische Angebote bei Akteuren der Mannosphäre als handlungspraktische Orientierungen wiederfinden. So stellt sich die Frage, inwiefern die Mannosphäre als Hinwendungsmilieu der extremen Rechten fungiert.

Zum Forschungsverbund gehören neben Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. das Kompetenzzentrum Soziale Interventionsforschung der Frankfurt University of Applied Sciences (Verbundskoordination), die Philipps-Universität Marburg sowie das Institut für Politikwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Projektleitung: Bernard Könnecke

Wissenschaftliche Mitarbeit: Yannik Markhof und Olaf Stuve

Projektlaufzeit: 01.2023 - 06.2026

Das Projekt wird im Rahmen der Förderlinie "Aktuelle und historische Dynamiken von Rechtsextremismus und Rassismus" des Bundesministerium fü Bildung und Forschung (BMBF) gefördert

Das Gender-Sternchen (*) dient als Verweis auf den Konstruktionscharakter von "Geschlecht". Wenn das Sternchen hinter einer Personenbezeichnung (z.B. Jungen*) steht verdeutlicht es, dass hier explizit alle Menschen gemeint sind, die sich mit dieser Bezeichnung identifizieren, durch sie definiert werden und/oder sich sichtbar gemacht sehen. Dadurch wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass sich unter der Bezeichnung verschiedene, vielfältige Positionierungen sammeln können. Gleichzeitig dient das Sternchen als Platzhalter um Raum für verschiedene geschlechtliche (und sexuelle) Verortungen zu lassen.