Wissenschaftliche Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) seit 1973

Wissenschaftliche Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) seit 1973

Der Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) hat sich im Sommer 2019 für eine systematische Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt im eigenen Verantwortungsbereich entschieden. Seit Sommer 2020 wird dieser Aufarbeitungsprozess durch einen Beirat begleitet und beraten. Ein weiterer zentraler Baustein dieses Prozesses ist die externe wissenschaftliche Aufarbeitung, die Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. in Kooperation mit dem Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München realisiert. Ausgangspunkt der empirischen Erhebungen sind Meldungen von knapp 60 Personen, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexualisierte Gewalt durch Mitglieder des VCP erfahren haben. Das methodische Vorgehen besteht primär in der Durchführung problemzentrierter, leitfadengestützter Interviews. Damit sollen vor allem die Erfahrungen und Perspektiven Betroffener erhoben werden. Aber auch (frühere) Pfadfinder*innen im VCP, die nicht von sexualisierter Gewalt betroffen sind, tragen als Zeitzeug*innen zur Beantwortung der Forschungsfragen bei. Darüber hinaus sollen Schlüsselpersonen des VCP und Expert*innen interviewt werden. Eine weitere Informationsquelle stellen Dokumente, Akten und Medienberichte dar. Ziel ist neben der Beschreibung von Art und Ausmaß sexualisierter Gewalt im VCP auch ein vertieftes Verständnis der spezifischen Bedingungen in diesem konfessionellen Jugendverband, die sexualisierte Gewalt ermöglicht und Aufdeckung verhindert haben. Daher werden die gewonnenen Erkenntnisse auch vor dem Hintergrund ihrer jeweils gesellschaftlichen und institutionsbezogenen Hintergründe beleuchtet. Aus der wissenschaftlichen Analyse sollen zudem wichtige Impulse für die Prävention sexualisierter Gewalt im VCP hervorgehen.

Das Projekt wird gemeinsam mit den Kolleg*innen Peter Caspari, Tinka Schubert und Nicolas Reising vom IPP München durchgeführt. Für Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. liegt die Zuständigkeit bei Bernard Könnecke.

Das Gender-Sternchen (*) dient als Verweis auf den Konstruktionscharakter von "Geschlecht". Wenn das Sternchen hinter einer Personenbezeichnung (z.B. Jungen*) steht verdeutlicht es, dass hier explizit alle Menschen gemeint sind, die sich mit dieser Bezeichnung identifizieren, durch sie definiert werden und/oder sich sichtbar gemacht sehen. Dadurch wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass sich unter der Bezeichnung verschiedene, vielfältige Positionierungen sammeln können. Gleichzeitig dient das Sternchen als Platzhalter um Raum für verschiedene geschlechtliche (und sexuelle) Verortungen zu lassen.