Wissenschaftliche Aufarbeitung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der GEW von 1950 bis heute
Dissens widmet sich in dem Kooperationsprojekt mit dem Institut für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP) der wissenschaftlichen Aufarbeitung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der GEW von 1950 bis Heute. Das Kooperationsprojekt hat im März 2023 seine Arbeit aufgenommen. Ergebnisse sollen im Sommer 2025 vorliegen.
Das Projekt verfolgt zwei Hauptfragestelllungen, zum einen inwieweit in Teilen der GEW Pädosexuelle Diskursstrategien geduldet oder unterstützt wurden, zum anderen ob Betroffene, denen sexualisierte Gewalt in Einflussfeldern der GEW widerfuhr, durch diese Unterstützung bekamen oder diese eher Täter*innen zuteilwurde. Dabei fokussiert die Untersuchung drei Aspekte des Handelns der GEW:
- Die Unterstützung von pädosexuellen oder pädokriminellen Mitgliedern in straf- bzw. arbeitsrechtlichen Verfahren durch den gewerkschaftlichen Rechtsschutz
- Diskurse rund um die Themen Sexualität/sexuelle Befreiung, sexualisierte Gewalt sowie Schutzbedürftigkeit von Kindern innerhalb der GEW bzw. von GEW-Mitgliedern nach außen getragen.
- Die Perspektive der Betroffenen, dabei steht die Frage im Zentrum, inwieweit innerhalb der GEW im Zeitverlauf die Betroffenen in den Blick genommen worden sind und wann welche unterstützenden Strukturen für Betroffene aufgebaut wurden.
Zur Untersuchung dieser Aspekte wird auf verschiedene Daten zurückgegriffen. Es sollen Akten zu konkreten Rechtsschutzfällen (soweit vorhanden), interner Schriftverkehr, Beiträge in Mitgliedszeitungen der GEW sowie externe Publikationen mit Positionierungen von Mitgliedern einbezogen werden. Darüber hinaus werden problemzentrierte, leitfadengestützte Interviews mit verschiedenen Personengruppen geführt. Erstens werden Schlüsselpersonen innerhalb der GEW, Zeitzeug*innen sowie ehemaligen Verantwortungsträger*innen (ehemalige Vorsitzende, Vorstandsmitglieder, etc.) aus verschiedenen Generationen interviewt, um die subjektiven Perspektiven im Zeitverlauf deutlich gemacht. Zweitens werden Zeitzeug*innen befragt, die Kenntnis von relevanten Rechtsschutzfällen haben oder in verschiedenen Funktionen in diese Fälle involviert waren. Drittens werden Interviews mit Betroffenen geführt, denen sexualisierte Gewalt in einem GEW-nahen Kontext widerfahren ist.
Die Analyse der Ermöglichungsstrukturen für die Verbreitung pädosexuellenfreundlicher Positionen und entsprechende Diskursnetzwerke und/oder Täter*innen schützende Strukturen münden in der Generierung von Empfehlungen für Schutzkonzepte und Präventionsstrategien in der GEW. Diese Empfehlungen sollen die Entwicklung einer geschlechtersensiblen gewaltpräventiven Verbands- und Einrichtungskultur unterstützen.
An dem Aufarbeitungsprojekt sind Malte Täubrich, Bernard Könnecke, Maite Gabriel von Dissens beteiligt und Helga Dill vom IPP.