20.02.2025 - 28.09.2025

3-modulige zertifizierte Fortbildungsreihe: Grundlagen geschlechterreflektierter Pädagogik als Prävention von Vielfaltsfeindlichkeit und Rechtsextremismus 2025

Die vollständige Ausschreibung kann hier heruntergeladen werden.

Ulla Wittenzellner und Sarah Klemm

Geschlecht und Geschlechterverhältnisse spielen in pädagogischen Settings eine wichtige Rolle: für die pädagogischen Fachkräfte, für Kinder und Jugendliche, für Erwachsene, im Lehrmaterial, in Lebenswelten, usw.
Geschlechteranforderungen – also Erwartungen daran, wie sich Menschen aufgrund ihres tatsächlichen oder zugeschriebenen Geschlechts verhalten, was sie mögen, wie sie aussehen sollen, etc. – können Kinder und Jugendliche einschränken und an einer freien Entfaltung ihrer Interessen, Möglichkeiten und Fähigkeiten hindern. Alle Kinder und Jugendlichen stehen unter dem Druck, als „richtiger“/„normaler“ Junge oder „richtiges“/„normales“ Mädchen bei Peers, Pädagog*innen und Eltern akzeptiert zu werden: Jungen, die sich nicht für Fußball interessieren oder gerne Kleider tragen, laufen Gefahr, abgewertet zu werden. Mädchen, die laut sind oder sich nicht für ihr Aussehen interessieren, gelten als unweiblich. Kinder, die nicht-binär sind, werden meist nicht wahr- oder ernst genommen.
Geschlechterreflektierte Pädagogik möchte diesen sozialisatorischen Verengungen und den damit einhergehenden Abwertungen und Diskriminierungen entgegenwirken. Die Fortbildungsreihe widmet sich der Frage, wie Kinder und Jugendliche bestmöglich in ihrer individuellen Entwicklung unterstützt und von Geschlechteranforderungen entlastet werden können.
Geschlechtliche Platzanweiser – also klare Vorstellungen davon, wie Männer und Frauen sind und was ihre Rolle in der Gesellschaft, Familie, etc. umfasst – sind darüber hinaus relevant für die Anschlussfähigkeit rechter und extrem rechter Weltbilder. Diskriminierendes Verhalten steht zudem auch über die extreme Rechte hinaus mit engen Geschlechterbildern in Verbindung. Wenn beispielsweise Jungen und Männern abverlangt wird, allzeit souverän zu sein, kann daraus folgen, Verunsicherungen durch diskriminierendes Verhalten abzuwehren. Bei Mädchen und Frauen gibt es analoge Muster. Die Anziehungskraft verengter Geschlechterbilder, insbesondere für junge Männer, verweist insofern auch auf grundlegende Verunsicherungen angesichts einer komplexen, diversen, sich stetig wandelnden Gesellschaft, mit denen alle Menschen konfrontiert sind.
Vor diesem Hintergrund behandeln wir im Rahmen der Fortbildungsreihe auch die Potenziale geschlechterreflektierter Pädagogik für die Prävention von Diskriminierung, Vielfaltsfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Wir betrachten rechte Geschlechterpolitiken und die subjektive Funktionalität von Diskriminierung, um hieraus Rückschlüsse für die pädagogische Praxis zu ziehen.

Folgende Inhalte sind geplant:

  • Geschlechterverhältnisse und ihre Bedeutung für die Pädagogik: Männlichkeit und Männlichkeitsanforderungen, Weiblichkeit und Weiblichkeitsanforderungen, Anforderungen an trans*, inter* und nicht-binäre Personen
  • Sexuelle, geschlechtliche und amouröse Vielfalt
  • Rechte Geschlechterpolitiken
  • Potenziale geschlechterreflektierter Pädagogik für die Prävention von Rechtsextremismus, Diskriminierung und Vielfaltsfeindlichkeit
  • Ziele und Herangehensweisen geschlechterreflektierter Pädagogik
  • Selbstreflexion, Biografiearbeit und Weiterentwicklung der professionellen Haltung
  • Vorstellung, Erprobung und Reflexion von Methoden
  • Weiterentwicklung der eigenen Handlungsfähigkeit und pädagogischen Praxis
  • kollegialer Austausch und Vernetzung

Arbeitsweise: Wir bemühen uns um eine wertschätzende und fehlerfreundliche Arbeitsatmosphäre, in der Fragen und Unsicherheiten Raum haben. Eine diskriminierungskritische Grundhaltung ist uns wichtig. Wir arbeiten mit einer Kombination aus Inputs, Gruppenarbeiten, Selbstreflexion und Biografiearbeit, Filmclips sowie Methoden für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die jeweils im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit reflektiert werden.

Zielgruppen: Pädagogische Fachkräfte aller Professionen, Lehrkräfte, politische Bildner*innen, Multiplikator*innen

Termine: 

Modul 1: 20.-23. Februar 2025 (Donnerstag bis Sonntag) 
Modul 2: 19.-21. Juni 2025 (Donnerstag bis Samstag) 
Modul 3: 26.-28. September 2025 (Freitag bis Sonntag)

Modul 1: Donnerstag 18-20 Uhr, Freitag und Samstag jeweils 10-18 Uhr mit einer Abendeinheit bis 19 Uhr am Freitag, Sonntag 09.30-16 Uhr. 
Modul 2 und 3: Erster Tag jeweils 18-20 Uhr, zweiter Tag 10-19 Uhr und dritter Tag 09.30-16 Uhr.

Ort: Die Fortbildungsreihe findet in Berlin-Kreuzberg statt. Alle Module sind als Präsenzveranstaltungen geplant.

Kosten: Einmalig 50 Euro Teilnahmebeitrag, der vorab zu entrichten ist. Hinzu kommen ca. 60-70 Euro Verpflegungskosten pro Modul, die jeweils nach den Modulen zu entrichten sind.
Die Fortbildungsreihe ist in Berlin als Bildungsveranstaltung gemäß des Bildungszeitgesetzes anerkannt.

Zertifizierung: Alle Teilnehmer*innen erhalten eine Teilnahmebescheinigung. Um die Zertifizierung zur Fachkraft für geschlechterreflektierte Pädagogik zu erwerben, muss zusätzlich ein Praxismodul geplant und reflektiert werden.

Anmeldeverfahren: Die Anmeldung erfolgt per Email an: anmeldung-fortbildung(at)dissens.de. Wir bitten um folgende Angaben: Name, Wohnort, Tätigkeitsfeld, Motivation/Interesse. Wenn wir darüber hinaus in Bezug auf deine/Ihre Identitäten, Zugehörigkeiten und/oder Diskriminierungserfahrungen etwas wissen sollten, schreibt/schreiben Sie uns gerne auch das. Diese Information wird selbstverständlich vertraulich behandelt. Anmeldeschluss ist der 15. Dezember 2024. Zu- oder Absagen erhalten Sie/erhältst du nach Ende des Anmeldezeitraums.

Barrieren: Die Fortbildungsreihe findet in deutscher Lautsprache statt. Die Seminarräume sind für Personen mit Rollstuhl zugänglich. Bitte melden Sie sich/meldet euch bei uns, wenn Sie/ihr hierzu weitere Informationen benötigen/benötigt.

Interessierte, die Fragen haben oder Hindernisse (finanzielle oder andere) für eine Teilnahme sehen, können sich gerne unter anmeldung-fortbildung(at)dissens.de bei uns melden und wir versuchen, eine Lösung zu finden!

Die Fortbildungsreihe findet im Rahmen des Projekts Schnittstelle Geschlecht – Geschlechterreflektierte Bildung als Prävention von Sexismus, Vielfaltsfeindlichkeit und Rechtsextremismus statt. Das Projekt wird gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung, im Rahmen des Landesprogramms gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.


10.04.2025 - 11.04.2025

Mit Wissen, Haltung & Methode in Spannungsfeldern geschlechterreflektierender Jungen*arbeit navigieren

Nach wie vor sind Jungen* und (junge) Männer* mit Männlichkeitsbildern konfrontiert, die durch Eigenschaften wie Durchsetzungsfähigkeit, Souveränität, (körperliche) Stärke sowie Abwertung von Emotionalität und vermeintlicher Weiblichkeit geprägt sind. Eine Orientierung hieran bedeutet häufig (auch) Druck und Stress für Jungen*, eine Verengung des Spektrums von Interessen/Fähigkeiten/Potenzialen und kann zur Entwicklung von frauen- und homosexualitätsfeindlichen Einstellungen und einer Neigung zu gewaltvollem Handeln führen. Gleichzeitig sind Jungen* vielfältiger als die gesellschaftlich dominanten Bilder von Männlichkeit: Um nicht in eine Defizitorientierung zu verfallen und einen homogenisierenden Blick auf Jungen* zu entwickeln, hilft es, eine Perspektive für die Vielfalt von Männlichkeiten und Junge*sein zu schulen und ihre Ressourcen in den Blick zu nehmen.

In der Fortbildung gehen wir der Frage nach, warum eine geschlechterreflektierende Perspektive in der pädagogischen Arbeit uns hilft, Jungen* wohlwollend-kritisch begleiten und welche Ansätze und Konzepte der Jungen*arbeit uns helfen, in Spannungsfeldern der Praxis zu navigieren. Die Fortbildung stellt ausgehend von der Frage 'Was heißt es, in dieser Gesellschaft als Junge* aufzuwachsen?' verschiedene Ansatzpunkte und Methoden geschlechterflektierender Jungen*arbeit vor. An Hand konkreter Fälle beleuchten wir Praxissituationen aus der Arbeit mit Jungen* und loten pädagogische Handlungsspielräume aus. Über Selbstreflexion hinterfragen wir das eigene (professionelle) Verhältnis zu Männlichkeit(en) und Jungen*.

Das Seminar ist eine Einführungsfortbildung in die Jungen*arbeit.

Anmeldung erfolgt über das SFBB (hier klicken).


17.06.2025 - 18.06.2025

Jungen* und Gewaltfreiheit – (wie) kann das gehen?

In der Fortbildung steht die Beschäftigung mit Wissen, Haltung, Handlungsansätzen und Methoden im Mittelpunkt, um Jungen* und junge männliche Erwachsener darin zu stärken, sich kritisch mit Männlichkeit zu beschäftigen und gewaltfreie Handlungsmuster zu entwickeln. Dabei legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Verknüpfung von männlicher Sozialisation & Gewaltprävention. Denn: Nach wie vor sind Jungen* und junge Männer* mit Anforderungen wie Durchsetzungsfähigkeit, Souveränität, (körperlicher) Stärke sowie der Unterdrückung und Abwertung von Verletzlichkeit, Emotionalität konfrontiert. Die Orientierung an ihnen bildet einen fruchtbaren Boden für gewalttätiges Handeln und zusammen mit frauen- und homosexualitätsfeindlichen beziehungsweise (hetero- und cis-)sexistischen Einstellungen eine zentrale Voraussetzung für geschlechtsbezogene Gewalt.

In der Fortbildung werden wir Ansätze und Methoden zum besseren Verständnis von Ursachen und Formen männlicher Gewalt vorstellen und diskutieren. Diese sollen den Teilnehmer*innen helfen, Jungen* und junge männliche Erwachsenen darin zu stärken, Geschlechterbilder, Selbstverhältnisse und Handlungsspielräume zu erweitern und damit Voraussetzungen für gewaltfreie Handlungsweisen schaffen. Dazu gehören vor allen Dingen die Förderung emotionaler Kompetenz, die kritische Beschäftigung mit einschränkenden Männlichkeitsbildern und die Entlastung von Männlichkeitsanforderungen. In Fallbesprechungen diskutieren wir Praxissituationen und beleuchten sie aus einem geschlechterreflektierenden Blickwinkel hinsichtlich gewaltfreier Lösungsmöglichkeiten.

Die Anmeldung erfolgt direkt über das SFBB (hier klicken!).


08.10.2025 - 09.10.2025

Andrew Tate in der Jugendarbeit? Maskulinistische Influencer im Kontext der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen

Kämpfe für Geschlechtergerechtigkeit, Gleichstellung und die Anerkennung vielfältiger geschlechtlicher Identitäten und Lebensweisen haben in den vergangenen Jahren an Sichtbarkeit gewonnen und politische wie gesellschaftliche Erfolge verzeichnet. Gleichzeitig stellen wir fest, dass sexistische, homo-, trans*- und inter*feindliche Positionen enormes Mobilisierungspotenzial entfalten und auch unter jungen Menschen weit verbreitet sind. Insbesondere in sozialen Medien gewannen in den vergangenen Jahren männliche Influencer wie Andrew Tate, der unter anderem sexistische, vielfaltsfeindliche und extrem rechte Positionen vertritt, an Reichweite und Popularität unter Jungen und jungen Männern. Dies stellt viele pädagogische Fachkräfte vor Herausforderungen und wirft Fragen zu Präventions- und Interventionsmöglichkeiten auf.

In dieser Fortbildung sprechen wir über maskulinistische Influencer, traditionelle Männlichkeitsbilder sowie Möglichkeiten, diesen in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen zu begegnen. Wir fragen nach der Funktionsweise und dem Effekt von (medialen) Vorbildern, dabei insbesondere der Anziehungskraft traditioneller Männlichkeitsbilder und stellen Ansätze für deren besseres Verständnis vor. Schließlich erarbeiten wir – unter anderem durch Fallbesprechungen – Handlungsansätze, die Fachkräfte dabei unterstützen können, Jungen und männliche Jugendliche bei kritischen Auseinandersetzungsprozessen mit Männlichkeitsbildern zu begleiten und damit sexistischen, homo-, trans*- und inter*feindlichen Einstellungen präventiv zu begegnen.

Wir bemühen uns um eine wertschätzende und fehlerfreundliche Arbeitsatmosphäre, in der Fragen und Unsicherheiten Raum haben. Eine diskriminierungskritische Grundhaltung ist uns wichtig.

Anmeldung direkt über das SFBB (hier klicken).


Das Gender-Sternchen (*) dient als Verweis auf den Konstruktionscharakter von "Geschlecht". Wenn das Sternchen hinter einer Personenbezeichnung (z.B. Jungen*) steht verdeutlicht es, dass hier explizit alle Menschen gemeint sind, die sich mit dieser Bezeichnung identifizieren, durch sie definiert werden und/oder sich sichtbar gemacht sehen. Dadurch wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass sich unter der Bezeichnung verschiedene, vielfältige Positionierungen sammeln können. Gleichzeitig dient das Sternchen als Platzhalter um Raum für verschiedene geschlechtliche (und sexuelle) Verortungen zu lassen.